Mit dem Pilotprojekt „SWIPE + RIDE“ testet der MVV gemeinsam mit seinen Partnern einen neuen digitalen und entfernungsbasierten Tarifansatz, bei dem der Fahrpreis nach der Fahrt automatisch von einer App ermittelt und abgerechnet wird. Innerhalb des 24-monatigen Pilotzeitraumes sollen auf diese Weise ein elektronischer Tarif für den MVV-Raum erarbeitet sowie der smartphonebasierte Vertrieb getestet werden. Das Pilotprojekt wird eng durch eine Marktforschung begleitet. In Ergänzung zu regelmäßigen Befragungen fließen Kundenrückmeldungen über die App, die Online-Community und den Kundenservice in das Projekt ein und treiben damit die Weiterentwicklung des eTarifs im MVV voran.
Und tatsächlich ist seit dem Jahr der Einführung des elektronischen Tarifs im MVV einiges passiert:
- Der Sorge einiger Testnutzender, den Check-Out zu vergessen, wurde im April 2021 mit der Implementierung einer (optionalen) automatischen Be-Out-Funktion „Smart Stop“ begegnet. Sie kann direkt in der SWIPE + RIDE-App aktiviert werden und checkt die Fahrgäste nach der Fahrt ohne deren Zutun automatisch aus.
- Im Sommer 2021 wurde die ursprünglich einzelne Bonusregelung um eine weitreichende Bonusstaffel ergänzt, welche häufigeres Fahren mit dem eTarif von vier, sechs bzw. acht Fahrten pro Monat mit einer Verrechnung von zehn, 20 bzw. 30 Prozent des Gesamtpreises im Folgemonat belohnt.
- Dem Wunsch nach mehr Preissicherheit und Transparenz wurde im August 2021 mit der Programmierung eines Preisrechners Rechnung getragen. Er steht den Pilotkundinnen und -kunden direkt in der Online-Community zur Verfügung und ermöglicht die Ermittlung des eTarif-Preises vor der Fahrt.
- Die Testnutzerinnen und -nutzer können zudem direkt an der Optimierung des Projekts mitwirken, indem sie nach abgeschlossener Fahrt die Erfassung als korrekt oder inkorrekt bewerten. Um die Fahrtenerfassung kontinuierlich zu verbessern, wird bei einem Teil der Fahrten um die Rückmeldung des Fahrenden gebeten.
Bisher haben sich knapp 7.000 Personen für das Pilotprojekt registriert. Je nach Intensität der Corona-bedingten Einschränkungen waren jeden Monat bis zu 2.300 Nutzerinnen und Nutzer aktiv. Die aktiven Pilotkundinnen und -kunden haben pro Monat zwischen 8.000 und knapp 15.000 Fahrten mit dem eTarif unternommen. Tendenz steigend.
„Die Zahlen zeigen uns, dass der eTarif – obwohl oder gerade weil wir ihn mitten in der Corona-Pandemie eingeführt haben – den Nerv der Zeit trifft“, ist sich MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch sicher. „Der Anstieg von Homeoffice sowie flexiblen Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodellen verstärken das Bedürfnis nach ebenso flexiblen und einfach nutzbaren Tarifen. Einsteigen, wischen, fahren und wieder aussteigen, ohne sich Gedanken zur korrekten Fahrkarte zu machen – die SWIPE + RIDE-App könnte kaum simpler zu bedienen sein.“
„Der ÖPNV muss sich den geänderten Bedürfnissen der Fahrgäste anpassen“, so Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. „Ich freue mich über die gute Resonanz zum SWIPE + RIDE Pilotprojekt. Das zeigt, dass wir als Freistaat neuartige Tarifansätze zurecht fördern.“ Das bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr unterstützt das Pilotprojekt mit bis zu 1,8 Millionen Euro. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen bayernweit in vergleichbare Projekte einfließen.
„Handys und Apps sind aus unserem Alltag heute nicht mehr wegzudenken“, sagt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Damit soll es für die Kundinnen und Kunden einfacher und unkomplizierter werden. So einfach, wie der Name des Pilotprojekts schon sagt: „SWIPE + RIDE“. Ich freue mich über die große Nachfrage in München und vor allem darüber, dass bald mehr Münchnerinnen und Münchner von der Warteliste ins Projekt aufgenommen werden können.“
Die Mehrheit der Pilotkundinnen und -kunden stammt derzeit noch aus der Landeshauptstadt München. Für die Verbundlandkreise im MVV sind weiterhin Kontingente frei.
„Das Angebot des MVV in jeder Hinsicht zukunftsfähig zu gestalten, ist unsere gemeinsame Aufgabe. SWIPE + RIDE ist ein Tool, das Bahn- und Busfahrten in Zukunft für die Nutzerinnen und Nutzer noch einfacher, unkomplizierter und komfortabler machen wird. Mit der Digitalisierung des Ticketkaufs ist der MVV auf einem guten Weg, der sicher bald für viele eine Selbstverständlichkeit wird“, so Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß, Sprecher der Verbundlandkreise im MVV.
„Wir wollen im Pilotprojekt die Anforderungen aller Bewohnerinnen und Bewohner aus dem MVV-Raum an den eTarif kennenlernen – sowohl aus der Stadt als auch aus den Verbundlandkreisen. Deshalb ist es auch so wichtig, eine möglichst bevölkerungsrepräsentative Gruppe an Pilotkundinnen und -kunden zu haben“, erklärt eTarif-Projektleiterin Ivanka Lazinica.
Bald soll es aber auch für die Münchnerinnen und Münchner, die aktuell auf der Warteliste landen, wieder die Möglichkeit zur Teilnahme am Projekt geben: Ab kommendem Jahr wird ein weiteres Abrechnungsmodell getestet, das die Projektpartner derzeit ausarbeiten – und wofür dann auch neue Testkontingente freigeschalten werden. Daneben wird aktuell auch eine von den Pilotkundinnen und -kunden angeregte Mitnahme-Möglichkeit geprüft sowie die Aufnahme weiterer Zahlungsoptionen neben der Kreditkarte. ?
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Projektpartner des Piloten eTarif „SWIPE + RIDE“ sind der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München, die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Erding, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, München und Starnberg sowie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die S-Bahn München und die Bayerische Regiobahn. Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter www.mvv-muenchen.de/etarif.